Chronik
Die Chronik des SV Kanzach wurde anlässlich der Feier zum 850-jährigen Bestehen der Gemeinde Kanzach im Jahr 2019 erstellt. Rudolf Obert, ehemaliger Vorsitzender des SV Kanzach und Bürgermeister a.D. der Gemeinde Kanzach hat hierzu die Dorfchronik "850 Jahre Kanzach und viele Jahre mehr" erstellt (im Handel erhältlich), bei der die Geschichte des SV Kanzach ihren Platz bekommen durfte.
Vorwort
Die Chronik des SV Kanzach umspannt 8 Jahrzehnte. Vieles hat sich seither in der Welt und auch in unserem kleinen oberschwäbischen Dorf Kanzach verändert. Die wichtigsten Ereignisse des SV Kanzach sollen hier festhalten werden. Aber nicht nur die Erfolge und Ergebnisse, dargelegt mit klaren Zahlen und Daten, sondern auch die Motivation, Einsatzbereitschaft und Treue der Mitglieder in den verschiedenen Epochen will eingefangen und gezeigt werden.
Begonnen hat die kleine Erfolgsgeschichte, lassen wir sie uns tatsächlich so nennen, in der Nachkriegszeit. Dazu brauchte es viel Organisation, Planung und Einsatzbereitschaft, damit der Verein danach sportlich gleich tatkräftig durchstarten konnte. Nachdem der SVK stehen lernte, galt es an der Zukunft und an den Strukturen des Vereins zu arbeiten. Erste Generationswechsel standen an – der Sportverein wurde erwachsen. Viele neue Einflüsse brachten Vielfalt. Immer weiter voranschreitend kommt nun der Umbruch ins digitale Zeitalter und dadurch zu einer veränderten Mentalität der Menschen, was auch am Verein nicht spurlos vorbeigeht.
Auf den kommenden Seiten erleben Sie eine Zeitreise mit dem SV Kanzach. Alle Momente und Geschehnisse lassen sich nicht niederschreiben. Aber punktuell lassen sich die wichtigsten Eckpfeiler in der Geschichte des Vereins detailliert beschreiben.
Die Anfangszeit (1946-1969)
Die Gründung des Vereins fiel in eine Zeit des allgemeinen Neubeginns. Nach der Katastrophe des 2. Weltkriegs suchten die Menschen nach neuen Werten und Zielsetzungen. Es war das Verlangen nach einer echten Gemeinschaft, nach sportlicher Betätigung und einer sinnvollen Freizeitgestaltung, das damals mehrere junge Männer bei einer Zusammenkunft im Hause Fischer (jetzt Gehrmann) den spontanen Beschluss zur Gründung eines Sportvereins fassen ließ.
Doch allein Begeisterung und guter Wille haben nicht ausgereicht, die vielen Schwierigkeiten zu meistern. Es gehörte eine heute fast nicht mehr vorstellbare Gabe der Organisation und Improvisation dazu, bis die gröbsten Hindernisse überwunden waren.
So wurde Schritt für Schritt begonnen, die Vorrausausetzungen für einen Fußballspielbetrieb zu schaffen. In der Stube des ersten Vorstandes Max Gawatz wurden erste Beschlüsse gefasst. Mit Schaufeln, Hacken und Pickeln musste zuerst das frühere Sportgelände eingeebnet und neu hergerichtet werden. Es war noch übersät von den Panzerspuren des französischen Einmarsches. Das Holz für die Tore wurde von einer Firma kostenlos zur Verfügung gestellt. Jetzt war es soweit, der Sportplatz, in günstiger Dorfnähe gelegen, war geschaffen. Aber noch immer konnte nicht Fußball gespielt werden. Es wurde fieberhaft, heutzutage unvorstellbar, nach einem Ball gesucht, bis endlich einer aufgetrieben werden konnte. Nun herrschte jeden Abend reger Betrieb auf dem Sportplatz. Bald hatte sich eine stattliche Zahl Jugendlicher eingefunden. Es kam nun die schwierige Aufgabe auf die Spieler zu, Fußballschuhe und Trikots zu beschaffen. Der SVK war aber in der glücklichen Lage, dass für das Vereinsschifflein ein tüchtiger Kapitän gefunden wurde: Max Gawatz, der nicht müde wurde, bis auch das letzte Hindernis weggeräumt war. Er beschaffte auf dem damaligen „Schwarzen Markt“ die Sport-Ausrüstung, sowie bei der damaligen Militärregierung die Genehmigung für den Spielbetrieb und die Vereinsgründung. Um diese zu erlangen, durften als Gründungsmitglieder nur Personen aufgeführt werden, die ohne nationalsozialistische Vergangenheit waren, was wiederrum dazu führte, dass auch keine sportlich aktiven Personen als Gründungsmitglieder auf dem Papier standen. Es war eine große und mühevolle Arbeit, die man sich in der heutigen Zeit gar nicht mehr vorstellen kann.
Dank der Festzeitschrift zum 20-jährigen Bestehen des Sportverein Kanzach können die nachfolgenden Jahre von 1946 – 1966 exakt Revue passiert werden.
1946: Die aktive Laufbahn des Vereins begann in diesem Jahr mit Freundschaftsspielen, die Erfolge und auch Niederlagen brachte. Man war aber überzeugt, dass das Geschaffene auch für die Zukunft bestehen werden kann. Im Herbst wurde bei der Militärregierung der Antrag zur Gründung eines Vereins gestellt, der sich bis zum Juli 1947 hinzog.
1947: Stolz war man, jetzt bei den Verbandsspielen in der damaligen B-Klasse mitzumachen. Der sportliche Erfolg war gut und am Ende der Verbandsspiele hatte der SVK einen Mittelplatz. Nach Beendigung der Verbandsspiele wurde man zu einem "Privat-Pokalturnier" beim Nachbarverein Betzenweiler eingeladen. Der SVK wurden ohne Niederlage und Gegentore Pokalsieger. Als Preis erhielt man einen Blumenstrauß.
1948: Der Männerchor hat sich in diesem Jahr als Unterabteilung dem Sportverein angeschlossen. Es wurde von allen sehr begrüßt. Man war nun eine Einheit in Sport und Lied. Der langjährige verdiente Dirigent Josef Kopf übergab nun die Leitung Herrn Oberlehrer Braig.
Die B-Klasse wurde in 2 Gruppen geteilt, weil immer mehr Vereine sich anmeldeten. Der SVK spielte in Gruppe 2 und war am Ende der Runde auf zweiter Stelle. Bei dem Aufstiegsspiel im Sommer 1949 gegen den SV Hohentengen auf neutralem Platz in Herbertingen unterlag man bei strömendem Regen mit 0:3. Der SV Betzenweiler hatte in diesem Jahr wieder zum Pokalturnier eingeladen. Der SVK wurde wieder Sieger.
Unser Nachbarverein des SV Dürmentingen hatte im Herbst 1949 zu einem Pokalturnier zusammen mit dem SV Unlingen und dem TSV Ertingen eingeladen. Der SV Kanzach wurde Turniersieger. Über den Männerchor ist protokolliert, dass in diesem Jahr 70 Gesangsproben stattfanden. Es konnten dazu noch 8 Spätheimkehrer mit Heimatliedern begrüßt werden.
1950: Durch Spielerabgänge konnte die Mannschaft des SVK nicht an die Leistungen der vergangenen Jahre anknüpfen und war nach Abschluss der Verbandsspiele im letzten Tabellendrittel zu finden. Beim Pokalturnier in Kappel konnte sie den 3. Platz unter den Teilnehmern Kanzach, Kappel, Betzenweiler, Königseggwald, Dürmentingen und Ummendorf erringen und wurde mit 4 Flaschen Wein geehrt.
1951: Es zeigte sich, dass Kanzach mit damals ca. 400 Einwohnern doch etwas zu klein war, um einen reibungslosen Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Man hatte Mühe, jeden Sonntag 11 Spieler für die 1. Mannschaft auf die Beine zu stellen. Im selben Jahr wurde vom neu gegründeten Württembergischen Fußballverband (WfV) der Spielbetrieb in einer 1. Amateurliga, fünf 2. Amateurligen, darunter A- und B-Klassen in 15 Bezirken organisiert. 1951 war auch der Beginn des Verbandspokals.
Aber auch neben dem Platz fanden Ereignisse statt. Schriftführer Josef Schirmer hatte zu einem Ausflug in den Protokollen folgenden Text verfasst.
An einem Samstag unbekannten Datums „[…] in aller Frühe stiegen die erwartungsvollen Ausflügler in den gemütlichen Omnibus der Firma Traub, Uttenweiler. Der vollbesetzte Salon trug die Ausflügler bequem und sicher durch unser schönes Schwabenland, durch Baden nach Gottmadingen bis zu Grenzkontrolle. Nach Erledigung des üblichen Formalitäten am Grenzübergang trug uns der Omnibus durch die herrliche Schweiz, das Land des Friedens, des Fleißes und der Gastfreundschaft. Wir durften die herrlichen Schweizer Seen, den Züricher See, Thurner See, Vierwaldstätter See begrüßen, mit dem schmucken Dörfern und prächtigen Städten. Mannigfaltigkeit und Erhabenheit der Bergriesen, von deren Zinnen die Schneefelder herniederblickten. Die Axenstraße entlang, mit ihren Kurven, den Tunnels, den nackten Überhängen, den Felswänden offenbarte uns etwas von der Schönheit der Natur. Von da aus weiter nach der Tellskapelle, dem Tellsdenkmal in Altdorf und der Tellplatte zurück nach Brunnen, Einsiedeln. Vier km vor Einsiedeln übernachteten wir. Am Morgen gings weiter nach dem weihevollen Wallfahrtsort. Einsiedeln. Der Marienwallfahrtsort machte tiefen Eindruck auf uns. Am selben Tag traten wir die Heimfahrt an. Der Züricher See entlang nach dem Zoo mit Zoo-Besichtigung. Der Weg führte auf der Heimfahrt über Schaffhausen, wo wir die schäumenden Wellen des Rheinfalles bewunderten. Wohlbehalten kamen wir vorgerückter Stunde in der Heimat an.
1952: Zum Abschluss der Verbandsspiele hatte man in Kappel den 2. Pokal errungen. Der WfV erweiterte nach der Saison des Spielsystems durch die C-Klasse.
Der Jahresausflug führte am Sonntag, den 7. Juni, 1953 nach Stuttgart, bei dem sich die Fußballer das Entscheidungsspiel um die Endrunde zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Dortmund anschauten. Endstand: 2:1. Das darauffolgende Endspiel im die Deutsche Meisterschaft verlor der VfB in Berlin vor 80.000 Zuschauern gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 4:1. Die „Nichtfußballbegeisterten“ sahen sich in der Zeit die Wilhelma und den Killesberg an.
1953 zog sich die 1. Mannschaft am Ende der erfolglosen Saison vom Spielbetrieb zurück. Eine A-Jugendmannschaft vertrat damals die Fahnen des Vereins in ehrenvoller Weise, die gleich auf Anhieb den 2. Platz erringen konnte. Bei der Jahreshauptversammlung wurden erste Grundsteine einer Mitgliederverwaltung gelegt. So war bei einer Familie, die 3 oder mehrere Mitglieder im Verein hatte, eine Mitgliedschaft frei. Jugendspieler und Sänger des Männerchors wurden nun auch in die Mitgliederliste aufgenommen.
War das Jahr 1953/54 sportlich nicht überzeugend, so drohte im weltmeisterlichen Jahr 1954 alles zusammenzubrechen. In diese Zeit fiel auch die erste Bewährungsprobe des Vereins, als – entmutigt durch den sportlichen Misserfolg – die Vorstandschaft geschlossen zurücktrat. Damals war es Oberlehrer Franz Braig, der sich in der Versammlung erhob und die Vereinsmitglieder ermahnte, im Interesse der Jugend den Verein zu erhalten. Sein Appell hatte Erfolg; die Vorstandschaft konnte sich zum Weitermachen entschließen. Der A-Jugendspielbetrieb konnte ungestört und erfolgreich weitergeführt werden.
1955 ging es sportlich wieder aufwärts. Man war in der glücklichen Lage, mit einer 1. und einer Jugendmannschaft am Spielbetrieb teilzunehmen. Dies war aber nur möglich, weil sportbegeisterte Jugendliche aus dem Nachbarort Dürnau beigetreten sind.
Bei der Glocken- und Turmweihe der Kanzacher Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt wirkte die Gesangsabteilung des Männerchors mit. Am Ostermontag führte der Verein einen Farblichtbildervortrag durch Hr. Oberlehrer Wetzel aus Ertingen vor. Thema waren Bilder „vom Blindensee bis zum Bodensee“ mit herrlichen Landschaften und Kunstschätzen.
Das größte Ereignis in im Jahr 1956 war das 10-jährige Vereinsjubiläum – das 1. Jubiläum, welches der SVK in seiner Geschichte feiern durfte. Es fand aus diesem Anlass ein Pokalturnier statt. Ein Umzug mit der Dürnauer Musikkapelle führte die am Turnier beteiligten Mannschaften Hochberg (Sieger), Neufra, Sattenbeuren und die Mannschaft des SV Kanzach auf den Sportplatz. Im Werbespiel stand die SVK-Jubiläumsmannschaft der AH Oggelshausen gegenüber. Das Turnier war sportlich ein voller Erfolg und alle Beteiligten waren begeistert von diesem Sportfest.
Auch 1957 konnten die Kanzacher Fußballmannschaften sportlich überzeugen. Nach Abschluss der Verbandsspiele waren beide Mannschaften auf dem 3. Tabellenplatz. Wie im letzten Jahr führte der Verein auch in diesem Jahr wieder ein gut gelungenes Pokalturnier durch. Daran beteiligten sich folgende Mannschaften: Hochberg, Sattenbeuren, Hoßkirch, Ebersbach. Das Werbespiel bestritt Kanzach und Betzenweiler. Auf kulturellem Gebiet wurde eine sehr große Leistung vollbracht. Das Gasthaus Krone baute einen neuen „Kronensaal“ und der SV Kanzach musste deshalb eine neue Bühne bauen, damit in Kanzach weiter erfolgreich Theater gespielt werden konnte.
1958 konnte der SV Kanzach in Herrn Hauptlehrer Hans Lang aus Binzwangen einen ersten Trainer verpflichten. Auf dem Sportplatz wurde in Gemeinschaftsarbeit 2.500 Watt-Schweinwerfer aufgestellt. Jeden Freitagabend wurde bei gutem Besuch das Training durchgeführt. Höhepunkt war die Meisterschaft der Kanzacher Reservemannschaft. Bei den Verbands-Pokalspielen kam der SVK bis ins Endspiel, unterlag aber knapp mit 2:1 Toren dem SV Binzwangen.
Aufgrund einer Versetzung des Herrn Hauptlehrer Hans Lang nach Primisweiler im Kreis Wangen, konnte er seine Trainertätigkeit in Kanzach nicht länger ausüben. An seine Stelle trat der aktive Spieler, Herr Hauptlehrer Albert Braig. Spielerisch konnten beide Mannschaften auch in der Saison 1959/60 voll überzeugen. Die 1. Mannschaft behielt wieder den 3. Tabellenplatz. Die Reserve wurde zum wiederholten Mal sensationell Meister. Bei den Verbands-Pokalspielen wurde wieder das Endspiel erreicht. Bei schwacher Leistung unterlag der SVK dem SV Hoßkirch 2:3.
Im Frühsommer führte ein 2-Tagesausflung die Vereinsmitglieder nach Meran.
Das bis dahin größte Ereignis in der Vereinsgeschichte fand im Jahr 1960 statt. Der SVK wurde von einer Mannschaft aus Segonzac in Südwestfrankreich eingeladen, die im Herbst 9 Tage in ihrer Heimat besuchte wurde. Dieses Treffen war für beide Teile ein unvergessliches Ereignis. Auch war es ein wichtiger Beitrag zur allgemeinen Völkerverständigung zwischen der französischen Jugend und der deutschen. Diese Begegnungen sind bei heute unbestrittene Höhepunkte. Die abwechselnd in Kanzach und Segonzac stattfindenden Treffen sind allen Beteiligten in bleibender Erinnerung. Ausgehend vom Sportverein Kanzach hat sich der Partnerschaftsverein gegründet, der diesen regelmäßigen Freundschaftsaustausch organisiert und veranstaltet.
Im Vereinsregister des Amtsgericht Riedlingen BI II Seite 83 wurde am 20. September 1961 unter der Nummer 78 der Sportverein Kanzach eingetragen.
Der Vereinsname ist somit: Sportverein Kanzach 1947 e.V.
Dass unser Sportverein heute mit „1946“ geführt wird, hat die Annahme zur Folge, dass bereits im Sommer 1946 an Freundschaftsturnieren teilgenommen wurde und ab Herbst die Bemühungen um den Antrag als anerkannter Verein bestanden. Mit dem definieren des Vereinslogos Anfang der 90er Jahre etablierte sich das Jahr 1946. Auch wurden die Vereins-Jubiläen immer auf das Jahr 1946 zurückgerechnet (z.B. 1966, 1971, 1996…). Mehr ist aus alten Protokollen und dem Amtsgericht-Einträgen nicht zu entnehmen.
An Ostern 1961 wurde der SVK vom Sportverein Landau-West besucht, dem man an Pfingsten den Gegenbesuch abstattete. Es war sportlich und kameradschaftlich ein großes Erlebnis. Eine große Ehre wurde dem Verein zuteil, als der "Bezirkstag des Bezirk Donau" in Kanzach stattfand. Der Männerchor hat den Tag mit einigen Liedern eröffnet. Der Sportlerball im sehr schön dekorierten Kronensaal mit dem Ansager, Herrn Sauter, war ein voller Erfolg.
Bei der Sänger-Ehrung im Jahr 1964 konnte der SVK verdiente Männer für 40-jährige Treue zum Deutschen Lied mit einer Wandtafel ehren. Aus der Festzeitschrift „20 Jahre SV Kanzach“ wird entnommen, dass 1965 Ehrungen zur „40-jährigen Treue zum Deutschen Lied“ an 7 Sänger vorgenommen worden. Dies belegt, dass bereits in den 1920er-Jahren eine Männersinggruppe im Ort bestand. Man vermutet, dass sich der Männerchor nach dem 1. Weltkrieg gebildet hat. Dies kann aber nicht belegt werden.
Im Jubiläumsjahr 1965/1966 unter dem Motto „Ehrenhaft – Ritterlich – Treu“ hat sich in die 1. Mannschaft viel vorgenommen und konnte am Ende der Vorrunde die Herbstmeisterschaft erkämpfen. Obwohl die Mannschaft dann zum Schluss der Saison nach Punkten und Toren die Tabelle anführte, wurde am "grünen Tisch" entschieden, dass die Mannschaft ein Entscheidungsspiel auf neutralem Platz gegen die Mannschaft des Tabellenzweiten SV Oggelshausen auszutragen hätte. Dieses aus Kanzacher Sicht denkwürdige Entscheidungsspiel fand am 23. August 1966 in Bad Buchau statt. Auch dieses zweite Aufstiegsspiel war von extremen Witterungsverhältnissen begleitet. War es im Jahre 1949 noch strömender Regen, der einen Aufstieg verhinderte, so waren es nun strahlender Sonnenschein und tropische Temperaturen mit denen der Aufstieg gelang. Mit einem verdienten 3:1 Erfolg verließ die Mannschaft des SV Kanzach den Platz als Sieger und Meister der C-Klasse. Im selben Jahr wurde zudem ein Freundschaftsspiel in kanzach gegen den ESV Olympia Köln gewonnen.
1967 wurde ein Jahreshausflug nach Nüzidär in Vorarlberg unternommen. An Pfingsten gab es den Gegenbesuch. Jeweilige Freundschaftspiele wurden ausgetragen. Im Fußball wurde das Elfmeterschießen in Pokalspielen eingeführt.
1968 erwirbt die Gemeinde das Sportgelände und stellt es dem Sportverein zur Verfügung. Ziehen von Dränggräben, Aufschüttung des Platzes um bis zu 70cm, Absammeln von Steinen, Neuansaat und Düngung, Montage der Spielfeldabschrankung, des Ballfangnetzes und der Lichtmasten wurden in ehrenamtlicher Arbeit geleistet und nach mehrjährigem Ausbau konnte der Sportlatz rechtzeitig zum 25-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 1971 eingeweiht werden. Begünstigt durch das hochsommerliche Wetter wurde diese Einweihung zu einem großen Gemeindefest. Zur Einweihung waren der Fanfarenzug Saulgau und die Musikkapelle Dürnau zu Gast.
Der Sportverein wird erwachsen (1970-1999)
Aus den ausführlichen Protokollen der Jahreshauptversammlungen der 70er und 80er Jahre lässt sich erkennen, dass es die größte Aufgabe war, den Spielbetrieb der Fußballmannschaft aufrecht zu erhalten. Viele Themen rund um die Mannschaft wurden in den Sitzungen debattiert: Trainingsbesuche, Fairness-Verhalten, Trainerbesetzung, Moral und Einstellung der Spieler zum Verein, sportliche Ziele und vieles mehr. Es ist zu lesen, dass es nicht immer leicht war, das Fußballspiel in Kanzach zu erhalten.
Höhepunkte im Jahr 1970 war der einwöchige besuch der Sportfreunde aus Segonzac. Es fand ein Kameradschaftstreffen im August im Gasthaus Krone statt, wozu sich ein großer Teil der Bewohner unseres Dorfes eingefunden hatten. Durch die Anwesenheit des Landrats Dr. Steuer bekam der Abend eine besondere Note. Das 1. Spiel auf dem neuen Rasen des weiter ausgebauten Sportplatzes fand gegen die Freunde aus Segonzac statt.
1972 kam bei einer SVK-Versammlung die Idee zum Bau einer Turnhalle auf. Über dieses Thema wurde in den folgenden Jahren immer wieder leidenschaftlich diskutiert. Im selben Jahr gründete sich eine Altherrenmannschaft. Erste Spiele fanden gegen die AH-Mannschaften aus Fulgenstadt, Ilmensee, Kressbronn, Bad Buchau und Ertingen statt. Des Weiteren wurde die Sängerabteilung neu aktiviert. Im Fußballverband wurde das erste Mal die gelbe und rote Karte eingesetzt.
1973 steuerte ein Ausflug in Richtung Rumänien. Hauptinitiator der Reise war Pfarrer Brendli. Seine Heimat war das Sathmarland, das einst ungarisch war, aber heute zu Rumänien gehört. Vor rund einem Vierteljahrtausend waren seine Vorfahren mit vielen anderen aus Oberschwaben donauabwärts gezogen, um die während der Türkenherrschaft menschenarm gewordenen Gebiete neu zu besiedeln. So war im Laufe der Jahrzehnte ein „Schwobaländle“ im Südosten Europas entstanden. Freilich hat auch hier der 2. Weltkrieg schicksalhaft eingegriffen. Flucht und Zerstreuung der Sathmarer Schwaben in alle Welt waren die Folgen dieses unglückseligen Krieges. Folgend nun ein ausführlicher Bericht, der damals in der Schwäbischen Zeitung veröffentlicht wurde. Als Flüchtling kam Pfarrer Brendli über viele Stationen nach Kanzach, das ihm in den zwanzig Jahren seines seelsorglichen Wirkens zur zweiten Heimat geworden ist. Aber die Liebe und Treue zur alten Heimat ist geblieben. Nach den Wirrnissen des Krieges schlossen sich auch die Sathmarer Schwaben zu einer Landsmannschaft zusammen, deren geistlicher Betreuer Pfarrer Brendli war. Ein besonderes Herzensanliegen war es ihm immer, Verbindung zur alten Heimat aufzunehmen.
Nach Jahren brieflicher Kontakte wagte er einen ersten Besuch – ein Abenteuer –für einen geflüchteten Priester. Es ging gut aus. Viele Male war er seitdem in Rumänien gewesen, viele seiner Landsleute waren bei ihm zu Besuch. Im Jahr 1973 wurde nun ein großes Heimattreffen in Sathmar organisiert. An diesem Fest, so wünschte es Pfarrer Brendli, sollten auch seine Pfarrkinder mit teilhaben: den Schwaben aus der Heimat wollte er das Schwabenländle in Rumänien zeigen.
Der Sportverein hatte seine Anregung freudig aufgenommen und die Fahrt organisiert. So folgten die Sportler in der ersten Augustwoche im Jahre 1975 den Weg der Auswanderer vor damals 250 Jahren. Über Wien, Budapest ins Schwabenland nach Sathmar mit einem Reisebus. Ein Vierteljahr dauerte einst die Reise. Die Kanzacher hofften, es in 3 Tagen zu schaffen. In Rumänien verließen sie die Touristenstraße und gingen den Spuren der ersten Siedler nach in die schwäbischen Städtchen und Dörfer nach Karol, Petrifeld und Scheindorf.
In Maroht, der Heimatgemeinde von Pfarrer Brendli, waren sie 3 Tage zu Gast. Ein herzliches Einladungsschreiben mit einem reichhaltigen Programm ließ dort einen erlebnisreichen Aufenthalt erwarten, zumal das „Schwäbische“ die verbindende Sprache ist und weder Dolmetscher noch staatlich gelenkte Führung mitmenschlicher Begegnungen im Wege standen. Mit einer Fahrt nach Siebenbürgen, wohl eine der schönsten Landschaften Rumäniens, endete der Besuch.
1974 veranstaltete der SVK ein Fuchsgrubenfest, welches witterungsbedingt abends im Gasthaus Krone fortgesetzt werden musste.
1975 war die Geburtsstunde des Weinfestes, das danach jährlich im Oktober stattfand. Es war damals die erste Veranstaltung dieser Art und diente unter anderem zur Aufbesserung der Vereinskasse.
Im Jahr 1976 dokumentiert eine Einladung den Pfingstausflug für aktive Mitglieder des SV Kanzach. Der Ausflug führte nach Nierstein, wo man eine Betriebsbesichtigung im Weingut Gerhardtshof machte. Nach einer weiteren Übernachtung in Nackenheim folgte eine Wanderung durch die Weinberge über den Höhen-Rheinweg von Nackenheim nach Oppenheim mit der abendlichen Teilnahme am Winzerfest in Oppenheim. Nach der Rückkehr nahm die Reisegruppe einen Abschiedstrunk bei der Löwenwirtin in Kanzach ein. Auch ein Weinfest wurde in diesem Jahr veranstaltet, welches man als „Tanzfest für jüngere Jahrgänge“ ausweitete, was aber nicht den gewünschten Anklang fand. Der Faschingsball im Gemeindesaal Dürnau war dagegen ein voller Erfolg.
1977 besuchten die Mitglieder des SV Kanzach das Länderspiel Deutschland – Schweiz in Stuttgart im Neckarstadion. Ergebnis damals: 4:1 für Deutschland.
1978 führte der WfV ein neues Spielsystem mit der Oberliga Baden-Württemberg, einer Verbandsliga, vier Landesligen, darunter Bezirksligen, Kreisligen A und B ein.
1979 wurde ein Ausweichsportplatz am Roten Kreuz in Pacht genommen. Auch führte sich ein reger Austausch zwischen Verein und Gemeinde über eine Sporthalle weiter im Gange.
1980 stellt die Gemeinde dem Sportverein das ehemalige Wasch- und Backhaus in der Riedlinger Straße zur Verfügung, welches durch viel ehrenamtliche Arbeit zu einem „schmucken Sportheim“ saniert wurde.
1982 zeugt eine Festzeitschrift vom Besuch des Unteroffizierskorps aus Neunburg vorm Wald. Vom 10.-13. Juni 1982 war geplant: Abendessen mit gemütlichen Beisammensein in der Krone, Ausflug an den Bodensee, gemeinsamer Grillabend im Baumgarten der Familie Leins, Fahrt nach Bad Buchau (Moorbad Federsee), Spaziergang zum Blindensee, ein Fußballspiel und Abendessen im Gasthaus Löwen.
Am 6.-8. August 1982 fand ein „Sommerfest mit Zeltbetrieb“ zugunsten der Kirchturmrenovierung statt, veranstaltet vom Sportverein und der Freiwilligen Feuerwehr Kanzach. Neben den A-, B-, C- und D-Jugendspielen der Kanzacher Mannschaften gegen die des SV Betzenweiler fand am damaligen Freitag, ein Unterhaltungsabend im Festzelt mit der Musikkapelle Dürnau statt. Am Samstag spielten die Kanzacher Senioren gegen Aulendorf. Abends waren Tanz- und Unterhaltungsabend mit dem „Schwaben-Trio“. Am Sonntag fand eine Laufmeisterschaft für „Schüler, Jugend, Frauen und Senioren“ auf dem Sportgelände statt. Die 1. Mannschaft hatte dann ihren Auftritt beim Spiel gegen den SV Bad Buchau. Abends bot die Musikkapelle Moosheim-Tissen musikalische Unterhaltung zur Siegerehrung der Laufmeisterschaft.
1983 versuchte der SV Kanzach den FC Bayern München zu einem Werbespiel nach Kanzach zu lotsen. Für die Organisatoren war damals die kurzfristige Absage des FC Bayern München ein Schock. Trotzdem konnte ein Senioren-Turnier mit Zeltbetrieb erfolgreich durchgeführt werden.
1984 fand ein Sommerfest in Kanzach „im Zeichen der deutsch-französischer Freundschaft“ statt. Beim Gegenbesuch 1981 wurde die Einladung im Namen des Sportvereins ausgesprochen. Der Kanzacher Sportverein hatte seit langem festgelegt, dass das Sommerfest weitgehend im Zeichen dieses Freundschaftsbesuches stehen soll. So fand am Samstag ein Kräftemessen der aktiven Fußballspieler von Kanzach und Segonzac statt. Die musikalische Unterhaltung im Festzelt bestritten die Midnight-Blues-Band aus dem nachbarlichen Dürnau. Nach dem gemeinsamen Kirchgang am Sonntag gab der damalige Bürgermeister Rudolf Obert einen Stehempfang. Der weitere Verlauf des Tages wurde überwiegend von sportlichen Veranstaltungen bestimmt. Zum dritten Male kamen für alle lauffreudigen Kanzacher, vom Kindergarten- bis zum Pensionsalter, Laufmeisterschaften mit Hindernissen zur Durchführung. Daneben wurde für Kinder ein reiches Programm an Unterhaltungs- und Belustigungsspielen geboten. Sportlicher Höhepunkt war die Fußballbegegnung der Kombination Segonzac/Kanzach gegen die erste Mannschaft des SV Bad Buchau. Für musikalische Abendunterhaltung am Sonntag sorgte die Musikkapelle aus Moosheim-Tissen.
Vom lange geplanten Bau der Halle am Bahnhof im Jahr 1986 profitiert auch der Sportverein bis heute. Sport und die kulturellen Veranstaltungen sind seither unter einem Dach. Dabei kann die Mehrzweckhalte vielfältig eingesetzt werden. Ihr zeitloser Charme bietet ein tolles Ambiente.
1987 feierte der Sportverein sein 40-jähriges Jubiläum im Rahmen des Federseepokalturniers in Kanzach. Dazu gab es am Freitagabend ein Festbankett in der Halle am Bahnhof. Samstags folgte nach den Turnierspielen ein großer Tanzabend mit der Unterhaltungsband „Dentis“. Der Sonntag begann mit einem Festgottesdienst in der Halle am Bahnhof, gefolgt von Turnierspielen und dem Finale des Federseepokalturniers.
Auf sportlichem Gebiet erfuhr das Angebot des Vereins fortlaufend Erweiterungen. Mit der Aufnahme der Abteilungen Frauenturnen im Jahr seit 1979 und dem Tanz seit 1993 hat nun vor allem die weibliche Bevölkerung ein sportliches Betätigungsfeld unter dem Dach des Sportvereins gefunden.
Anfang der 90er Jahre blickt man beim Kanzacher Fußball in ein dunkles Kapitel. Die Mannschaft musste Aufgrund Spielermangel aufgelöst werden. Treue und nimmermüde Mitglieder gingen damals von Haus zu Haus und klapperten alles ab, um wieder eine Fußballmannschaft melden zu können. Dank den Bemühungen konnte in der Saison 1992/93 wieder eine aktive Fußballmannschaft angelemdet werden.
1997 feierte der Sportverein Kanzach sein 50-jähriges Bestehen. Am 26. Juli fand dazu ein Festbankett in der Halle am Bahnhof statt. Neben Gesangseinlagen des Männerchors gab es Darbietungen von Musikstücken mit Querflöte, Klavier, Klarinette und Trompeten und Turn- und Tanzeinlagen der verschiedenen Abteilungen.
Durch eine große Investition der Gemeinde und erhebliche Eigenleistung des Sportverein konnte der Umbau des ehemaligen Sportheims zum künftigen „Haus der Vereine“ erfolgen. Die offizielle Bezeichnung dieser Aktion lautet „Umnutzung der ehemaligen Wäsche, bzw. Bache zu Vereinsnutzen“. Mit Hilfe der Dorfentwicklung kann die Gemeinde ein Vereinsheim bauen, wobei der Sportverein viel Eigenleistung erbringen musste, d.h. ohne finanzielle Belastung für den Sportverein und mit geringen finanziellen Belastung für die Gemeinde.
1999 führte der Sportverein nach kontrovers geführten Diskussionen ein Rauchverbot bei Heimspielen im Haus der Vereine ein. Heute besteht, auch Aufgrund von Gesetzen, ein absolutes Rauchverbot in der Gaststätte, was unser Vereinsheim familienfreundlicher und einladender macht.
Das neue Jahrtausend (2000-2009)
Im Jahr 2000 fand am 14. Oktober ein Herbstfest mit Blumenschmuckprämierung in der Halle am Bahnhof statt. Vom 28. – 30. Juli wurde auf dem Sportgelände Kanzach im selben Jahr das Federseepokalturnier durchgeführt. Freitagabend war Barbetrieb im Zelt mit „House & Techno Night mit 6 DJ’s“ – Eintritt: 5,- DM. Samstags gab es ein Einlagenspiel der B-Jugend des SV Kanzach gegen den FV Fulgenstadt. Abends war wieder Barbetrieb bei Rock, Pop, Oldies und Charts. Sonntags spielte zur Einlage die F-Jugend gegen den SV Muttensweiler und die Traditionself der AH gegen den SV Bad Buchau.
2002 kamen große finanzielle Investitionen auf den Verein zu. Das Gremium einigte sich auf die Anschaffung eines Rasenmähers zur Pflege des Sportgeländes. Die Investitionssumme belief sich auf knapp 20.000,- €. Ebenfalls wurde der Ballfangzaun in Höhe von rund 12.000,- € erneuert. Beide Summen wären ohne Zuschüsse der Gemeinde und des Württembergischen Landessportbundes (WLSB) nicht möglich gewesen.
In den Jahren vor der Jahrtausendwende stellte der SV Kanzach eine 1. und eine 2. Mannschaft und in einigen Jugendbereichen Juniorenmannschaften. Hier wurde eine Spielgemeinschaft mit der Jugend des SV Betzenweiler gegründet, die erfolgreich ihre Spiele bestreiten konnte. Im Jahr 2004 gründete der SV Kanzach zusammen mit dem SV Bad Buchau eine Spielgemeinschaft „SV Kanzach/ SV Bad Buchau II“, die federführend in Kanzach beheimatet war. Dies sichert den Spielbetrieb und das Nutzen der beiden Sportplätze in Kanzach. 2018 schloss sich der SV Oggelshausen der Spielgemeinschaft an, die sich nun „SGM SV Oggelshausen/SV Kanzach/ SV Bad Buchau II“ betitelt. Auch die Jugendbereiche wurden mit dem SV Bad Buchau, später dann auch mit dem SV Betzenweiler und dem SV Dürmentingen zur „SGM Federsee“ zusammengelegt. Dieses Modell war in der Region bis dahin einzigartig. Viele Nachahmer folgten, da kleine Vereine sich immer mehr schwertun, eine eigene Fußballmannschaft in Konkurrenz zu melden.
Ebenfalls im Jahr 2004 ging die Homepage www.sv-kanzach.de online. 2015 wurde diese erneuert. Die alte Homepage hatte nach 11 Jahren ein Upgrade nötig. Dazu wurde die neue Internetseite zusammen mit dem Verein „Förderprogramm für regionale Entwicklung e.V.“ aus Potsdam gestaltet und verwirklicht. Die Seiten arbeiten nach dem neuesten Prinzip der vernetzten Nachrichten mit logischen Verknüpfungen zu den Themenseiten. Berichte und Termine werden der jeweiligen Abteilung zugeordnet. Durch das Förderprogramm „Kanzach vernetzt“ sind jetzt bei www.gemeinde-kanzach.de unter der Rubrik „Vereine“ die aktuellsten Informationen mit der Homepage des SV Kanzach verbunden. Seit Winter 2018 steht auch ein monatlicher Newsletter per E-Mail zur Verfügung.
Anlässlich des 60-jährigen Bestehens feierte der Sportverein Kanzach im Rahmen des Weinfestes am 21. Oktober 2006 in der Halle am Bahnhof sein Jubiläum. Neben Auftritten des Männerchors und der Blumenschmuckprämierung wurde in einem kleinen Festakt auch die Ernennung zweier Ehrenmitglieder begangen. Aufgrund der finanziell sehr erfolgreichen WM 2006 im eigenen Land führt der WfV 16 Informationsveranstaltungen in seinen Bezirken durch, darunter eine in Kanzach in er Halle am Bahnhof. Themen sind die demographische Bevölkerungsentwicklung, die DFB/wfv-Vereinsoffensive und die Spielorganisation. Dabei werden an alle Vereine DFB-Vereinspakete mit verschiedensten Materialien ausgegeben.
2008 wurde die Abteilung Männerchor offiziell aufgelöst. Es hat sich weder ein Dirigent noch genügend Sänger zur Fortführung dieser Tradition gefunden. Im gleichen Jahr fand am 5. September ein Sponsorenlauf für einen guten Zweck an der Bachritterburg Kanzach statt. Trotz widriger Wetterverhältnisse sind insgesamt 83 Teilnehmer angetreten, um mit ihrer erradelten oder erlaufenen Strecke einen kleinen Beitrag für eine Spendensumme zu erwirtschaften. Eine stolze Bilanz. "Mitmachen und helfen" ist der Grundgedanke und das Motto der Veranstaltung gewesen, um den behinderten Sohn eines Aktiven der Theatergruppe, zu unterstützen. Das Konzept war einfach: Dabei sein konnte jeder, der Lust und Laune auf Laufen, Nordic Walking, Radfahren oder Fitnessradeln hatte. Angeboten wurden verschiedene Strecken, angefangen von Etappen für Senioren, Läufer und Radler bis hin zu einem Rundkurs für Spaziergänger und Kinderwagenlenker. Nach Absolvieren der am Startpunkt gewählten Strecken, meldeten sich die Sportler am Zielpunkt zurück und erzielten somit einen Einzelbetrag, der von den Sponsoren gespendet wurde.
Der SV Kanzach hier & heute (2010-2019)
2010 wurden bei der Jahreshauptversammlung neue Abteilungen des Sportverein Kanzach vorgestellt. Die Abteilung „Step-Aerobic“ soll junge Frauen (und auch Männer) fit halten, das Herz-Kreislauf-System aktivieren, die Ausdauer trainieren und die Koordination schulen. Die neue Abteilung „Rückenfit“ soll durch Gymnastikübungen für Jedermann den Rücken und auch andere Gelenkteile des Körpers dynamisch und gesund halten. Die Abteilung „Fußballfreunde“ wird unter der Schirmherrschaft vom Freundeskreis Bad Schussenried e.V. in den Verein integriert.
Im selben Jahr fand das bis dahin letzte Federseepokalturnier auf dem Sportgelände in Kanzach statt. Nach der WM in Südafrika und einem verregneten Juli lechzten die Zuschauer nach Sonne und Fußball, welches an diesem Wochenende geboten werden konnte. Sieger wurde der SV Stafflangen.
Neu für den Fußball war die Einführung der Pflicht für Platzordner, die ab dem Spieljahr 2010/11 bei den Aktiven in allen Spielklassen zwingend vorgeschrieben sind.
2011 spielte die Theatergruppe des SV Kanzach das erfolgreiche Stück „Das schwäbische Paradies“. Ein MUSS und ein absolutes Highlight für jeden Theaterspieler.
2014 erlebte die SGM ihr bisher denkwürdigstes Spiel. In der Spielrunde erlangte die Mannschaft punktgleich mit Meister Pflummern/Friedingen den 2. Platz und musste in die Relegation zu einem möglichen Aufstieg in die Kreisliga A. Zuerst ging es gegen den SSV Ringingen, ebenfalls 2. Platz. Der SV Kanzach organisierte für das Spiel einen Bus, der vollbesetzt mit den Fans aus Kanzach und Bad Buchau nach Dettingen fuhr. Kanzach/ Bad Buchau kam am 15.06.2014 vor 800 zahlenden Zuschauern auf neutralem Platz in Dettingen früh in Rückstand, es gelang aber, das Spiel in die Hand zu nehmen. Nach 90 Minuten stand es nach einer packenden Partie, die alles mit sich brachte, was ein Fußballspiel ausmacht, 3:3 Die SGM rettete sich in der Verlängerung in Unterzahl nach einer roten Karte ins Elfmeterschießen. Das Duell begann für die SGM mit einem verschossenen Elfmeter denkbar ungünstig. Da aber alle Spieler an diesem Tag über ihre Leistung hinausgewachsen sind, schafften sie auch hier die Wende und entschieden die Partie letztendlich mit 6:4 nach Elfmeterschießen für sich., welches zu Beginn mit einem verschossenen Elfmeter denkbar schlecht für die SGM startete, aber zum Schluss einen verdienten Sieger fand.
Im entscheidenden Relegationsspiel am 22.06.2014 traf die SGM auf den SSV Emerkingen (Kreisliga A): Auf neutralem Platz in Betzenweiler ging das Spiel mit 1:2 verloren. Die Spieler und die Zuschauer nahmen diese beiden Endspiele aber als tolle Erfahrung mit.
2015 beschließen der Sportverein Kanzach und die AOK Ulm-Biberach den Kooperationsvertrag "Gesundheitssport im Verein". Hier haben Mitglieder die Möglichkeit, Kurse von der Krankenkasse bezahlen zu lassen. Der Pluspunkt Gesundheit.DTB, zertifizierte Kurse durch besonders geschulte Übungsleiter, hilft bei der Erhaltung der sportlichen Qualität der Kurse.
Im Amateurfußball wird die Ampelkarte eingeführt. Nach der „Ampelkarte“ ist der Spieler automatisch für das nächste Spiel, egal ob Verbands- oder Pokalspiel, gesperrt.
2016 fand anlässlich des 70-jährigen Vereinsbestehens des SV Kanzach ein Sport- und Gesundheitstag statt. Den ganzen Tag gab es, trotz teils starkem Regen, nicht nur für die über 300 Mitglieder des Vereins, sondern auch für alle Interessierten und Begeisterten aus der Region kostenlose Sportangebote zum Mitmachen und Reinschnuppern. Asiatischen Meditationsgymnastik „Qigong“, kostenlose, erfrischende und gesunde Früchte-Smoothies, gemeinsames Nordic Walking, angeleitet durch Spezialisten, Fahrradfahren, Jugendspiele auf dem Sportlatz, Schnupperkurse „Jumping Fittness“ und „deepWORK“; für jeden sollte etwas dabei sein. Nachmittags fanden sich die Kanzacher Fußballfreunde zum Fußballspiel gegen die Mannschaft der Heggbacher Einrichtungen auf dem Sportplatz ein.
Als Highlight zeigten um 16:00 Uhr 30 ehemalige Spieler des SV Kanzach in einem Traditionsspiel durch ausgeloste Teams, was sie noch draufhaben. Vor dem Spiel weißten die Vorsitzenden des SV Kanzach auf die notwendige Fairness hin und betonten die Einzigartigkeit der sich eingefundenen Mannschaften und Spieler, die, zum Teil schon generationenübergreifend, auf dem Platz stehen und schon alle für den SV Kanzach bzw. die SGM SV Kanzach/ SV Bad Buchau gespielt haben. Vor Anpfiff standen alle Spieler und Zuschauer zusammen und legten eine Gedenkminute für die verstorbenen Mitglieder des Vereins ein. Abends gab es für die gesamte Bevölkerung und alle Teilnehmer vom Verein Dennete bei einer Hockete im Innenhof des Haus der Vereine. Über den ganzen Tag nahmen über 100 Mitglieder und Interessierte an den Sportangeboten teil. Die Krönung des Sport- und Gesundheitstags bescherte dann die deutsche Nationalmannschaft beim Sieg im Elfmeterkrimi im EM-Spiel gegen Italien.
2017 erhielt zur großen Überraschung und Freude aller der SV Kanzach mit der Abteilung Fußballfreunde den 2. Platz und 650,- € Unterstützung durch den Förderpreis „Integration durch Sport“ der Volksbank Ulm-Biberach. Die Bewerbung und das darin vorgestellte Konzept hat die Jury-Mitglieder der Bank und des Sportkreises Biberach überzeugt.
Schlusswort
Unzählige Stunden ehrenamtliche Arbeit steckt in unserer Vereinsgeschichte. Ohne dieses Engagement und Einsatz der Mitglieder funktioniert eine gesunde Vereinsstruktur nicht. Aber wer möchte auch die vielen schönen Stunden, bei denen man etwas gemeinsam bewirkt und geschaffen hat, missen? Im sportlichen wie auch im ehrenamtlichen Bereich. Denn der soziale Kontakt im Verein fördert unter anderem auch den Zusammenhalt in der ganzen Dorfgemeinschaft.
Ohne Unterstützung der Gemeinde wäre der Verein letztendlich nicht das, was er heute ist, nämlich ein in finanzieller Hinsicht unabhängiger Verein.
In der Zusammenfassung der mehr als sieben Jahrzehnte lässt sich feststellen, dass der Zeitgeist an der persönlichen Einstellung der Mitglieder gegenüber dem Verein manches verändert hat. Eine größere Mobilität, die Globalisierung mit der sozialen Vernetzung durch digitale Medien und ein großes Angebot an Freizeitgestaltungsmöglichkeiten machen es schwer, Kinder und Erwachsene an den Verein zu binden. Gleichermaßen herausfordernd stellt sich die Suche nach Mitgliedern dar, die im Verein Verantwortung übernehmen sollen. Die ist nichts Neues. Bereits Anfang der 80er Jahre gab es schon nachweislich Diskussionen über den „Zeitgeist“ im Gremium des SVK und dass sich „keiner mehr an einen Verein binden möchte“. Die Probleme sind daher schon über Jahrzehnte bekannt. Daher ist es die Aufgabe des Vereins, sich diesem Zeitgeist zu nähern und eine Dynamik zu entwickeln, um Trends in Sport und Kultur zu erkennen und darauf zu reagieren. Es spricht für den Verein und seine Mitglieder, dass er diesen Widerständen bislang erfolgreich entgegentreten konnte und sich immer den jeweiligen Anforderungen angepasst hat.
Der Erhalt unseres traditionsreichen Vereins im Ort ist unsere oberste Priorität. Viele Schlagworte wurden in den Jahrzehnten genannt. Von „ehrenhaft – ritterlich –treu“, über „gut dass du anders bist“ bis „vielseitig & aktiv“. Geblieben ist immer unser einzigartiger SV Kanzach.
Es lebe der Sport.